Brückenprogramm Touristik Hochschule Offenburg

1. Begründung und Zielsetzung des Projekts

Die COVID-19-Pandemie brachte die globale Wirtschaft innerhalb weniger Tage in vielen Bereichen zum Erliegen. Unternehmen wurden plötzlich mit der Realität konfrontiert: Digitalisierung jeglicher Art wurde bisher zwar als relevant eingeschätzt, aber nur als Zusatzangebot umgesetzt. Der Ausbruch des Coronavirus SARS-CoV-2 wurde hierfür zum Katalysator: Die Schaffung digitaler Rahmenbedingungen war von jetzt auf gleich notwendig.

Die Tourismusbranche war und ist aufgrund der andauernden Ermahnungen zur Einschränkung des Reiseverhaltens, generell hohen Unsicherheiten im Reiseverkehr sowie Schließungen der Hotels, Restaurants und Unterhaltungsangebote von der COVID-19-Pandemie in besonderer Weise betroffen. Kundenkontakt bestand und besteht meist nur noch über Telekommunikations- und Internetkanäle.

Zu einer besonderen Herausforderung wurde und wird die Coronakrise in grenzüberschreitenden Wirtschaftsräumen, wie am Beispiel der deutschen Stadt Kehl am Rhein als Nachbarstadt zur französischen Metropole und Europahauptstadt Straßburg deutlich wird. Zeitweise Grenzschließungen sowie unterschiedliche, zum Teil intransparente und nicht nachvollziehbare Regelungen diesseits und jenseits des Rheins, haben den Tourismus nachhaltig eingeschränkt. Dadurch fiel die Anzahl an Übernachtungen in Kehl im Jahr 2020 auf 122.962 (vgl. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2021), Statistische Berichte Baden-Württemberg – Beherbergung im Reiseverkehr Baden-Württembergs im Kalenderjahr 2020, S. 21) und somit um mehr als die Hälfte unter den Wert des Jahres 2019 (264.918) (vgl. Statistisches Landesamt Baden-Württemberg (2020), Statistische Berichte Baden-Württemberg – Beherbergung im Reiseverkehr Baden-Württembergs im Kalenderjahr 2019, S. 22). Aufgrund der anhaltenden pandemischen Lage im Jahr 2021 ist eine Entwicklung der Tourismuswirtschaft in Baden-Württemberg und somit in Kehl zu den bereits erreichten Werten aus dem Jahr 2019 unwahrscheinlich.

Damit die touristischen Unternehmen in der Stadt Kehl am Rhein auch unter einer länger anhaltenden COVID-19-Pandemiesituation – und darüber hinaus – eine wirtschaftliche Perspektive haben, bedarf es innovativer Ansätze. Im Rahmen des Forschungsprojekts, welches vom Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst Baden-Württemberg gefördert wurde, wurde somit der Fragestellung nachgegangen, wie die Unternehmen unterstützt werden können, um sich mit neuen digitalen Geschäftsmodellen zukunftsfähig aufstellen zu können. Das Ziel war es, den aktuellen Ist-Zustand in Bezug auf die Digitalisierung zu erheben, um fallbezogene Pilotprojekte zur Geschäftsmodellinnovation als Soll-Zustand aufzusetzen und die Betriebe bei der Umsetzung zu begleiten. Mit den entwickelten Konzepten sollen sich die Pilotbetriebe den neuen Herausforderungen von sich ändernden Kundenanforderungen und Geschäftsmodellen stellen können. Die Kehl Marketing GmbH, welche unter anderem für die touristische Vermarktung der Stadt Kehl am Rhein und den Betrieb der Tourist-Information verantwortlich ist, hat als Projektpartnerin den direkten Zugang zu den Hotel-, Gastronomie- und Einzelhandelsbetrieben ermöglicht.

2. Ergebnisse

Die Digitalisierung geht als klare Gewinnerin aus der COVID-19-Pandemie hervor: Konnte sich manch ein Unternehmen jahrelang noch vor dem Schritt in die digitale Welt drücken, so hat das Coronavirus SARS-CoV-2 dies nicht mehr zugelassen und machte die Notwendigkeit der Nutzung digitaler Instrumente und Kanäle von einem auf den anderen Tag unabdingbar.

Im Rahmen des Forschungsprojekts konnten die klassischen Geschäftsmodelle der Pilotbetriebe analysiert, konkrete Handlungsbereiche identifiziert und innovative Geschäftsmodellanpassungen entwickelt werden. Die Pilotbetriebe konnten feststellen, dass die Nutzung der digitalen Technologien zur Sicherung von Wettbewerbsvorteilen beiträgt und eine gut aufgebaute Webseite sowie die Präsenz in verschiedenen Onlinekanälen den Kundenkontakt sicherstellt und Aufmerksamkeit bei potentiellen Gästen erzeugt. Weiterhin wurde deutlich, dass sie herausfinden sollten, welche Kanäle ihren Gästen für die Interaktion mit dem Unternehmen wichtig sind. Die Auswahl der passenden Kommunikations- und Vertriebsmischung garantiert, dass das Budget gezielt und ohne Streuverluste eingesetzt werden kann. So können bestehende Kundengruppen erreicht und neue Kundengruppen erschlossen werden. Die abgeleiteten Handlungsempfehlungen stellen somit Möglichkeiten dar, um die Kundenreichweite durch breitere Kanalstreuung zu erhöhen. Weiterhin werden neue Kundengruppen erschlossen, besonders die jüngere Generation, die mit dem Internet aufwächst.

Mit den Ergebnissen werden Möglichkeiten der Revitalisierung aufgezeigt, um sich zukunftsfähig aufzustellen sowie digitale Strategien dauerhaft zu transferieren. Mithilfe der ausgesprochenen Handlungsempfehlungen an die Pilotbetriebe konnten wertvolle Impulse zur Integration der digitalen Technologien und Konzepte in bestehende Leistungsportfolios gegeben und eine nachhaltige Entwicklung im Kontext der digitalen Transformation angestoßen werden. Die Pilotbetriebe verfügen dank des Forschungsprojekts nun über eine Fülle neuer Erfahrungen. Gerade jetzt, wo der nächste Lockdown an die Tür klopft, und um zukünftig weiterhin am Markt agieren zu können und Rahmenbedingungen nachhaltig zu verbessern, sollte somit der Grundsatz gelten: Innovieren und nicht resignieren.